Der jiddische Druck Sod haneshome ist eine ethisch-mystische Schrift mit messianischem Ziel. Er beruht auf dem strengen Einhalten der Busse, conditio sine qua non für die Ankunft des Messias. Dementsprechend scheint er auf gewisse Ereignisse des 16. Jahrhunderts hinzuweisen und zwar auf die Erscheinung des kabbalisten Asher Laemmlein, des Anhängers einer strikten Askese und des Vorboten des Messias. Der Druck erschien 1609 beim Basler Drucker Conrad Waldkirch, demselben, der ein Jahr zuvor Moses de Leons hebräische Schrift, Sefer ha-Mishqal oder Ha-Neshamah ha-khakhamah druckte. Aus dem 13. Jahrhundert stammend galt er der als Vorbild und Übersetzungsbasis für den jiddischen Basler Druck, den einzigen kabbalistischen. Er wendet sich an Männer, Frauen und ausnahmsweise an Mädchen. Da wird vom Jenseits ausgegangen und auf das verpflichtende asketische Diesseits geschaut. Fromme und gottesfürchtige Gerechte, Männer und Frauen – Zaddikim und Zaddekes – deren Seele im Diesseits so geblieben ist, wie sie ihnen von Gott gegeben wurde, nämlich rein, verkörpern die Idealfiguren um den im Lichte strahlenden Thron Gottes; sie haben Anteil an der kommenden Welt und an Gottes Herrlichkeit. In dieser kabbalistischen Schrift geht es darum, die Ureinheit und Urharmonie wieder herzustellen, d.h. die vom Neuplatonismus beeinflusste Dichotomie zwischen Leib und Seele aufzuheben und beide Bestandteile Gottes, den männlichen und den weiblichen – die Schechina, die Anwesenheit Gottes auf Erden und Symbol des Exils –, zu vereinen. Dann wird es zur Auferstehung der Toten und zum letzten Gericht kommen.